2. Oktober 2025 · Forschung

HWZ-Studie: So können Schweizer KMU Frauen besser fördern

Frauen sind in der Schweizer Wirtschaft gut ausgebildet und hoch motiviert – doch in Spitzenpositionen bleiben sie oft unsichtbar. Eine neue HWZ-Studie im Auftrag von Advance zeigt, wo Schweizer KMU im Bereich Gleichstellung Fortschritte machen, welche Stolpersteine bleiben und wie konkrete Massnahmen aussehen können.

Headerbild Gleichstellung Kmu Advanced

Frauen machen weltweit die Hälfte der Bevölkerung – und damit auch die Hälfte des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Potenzials – aus. Trotzdem sind sie in Führungs- und Entscheidungsfunktionen noch immer deutlich untervertreten. Geht es im aktuellen Tempo weiter, dauert es gemäss Berechnungen (1) rund 140 Jahre, bis Frauen gleich stark wie Männer in Macht- und Leitungspositionen vertreten sind.

Auch in der Schweiz zeigt sich ein gemischtes Bild: Zwar ist der Anteil erwerbstätiger Frauen in den letzten 30 Jahren deutlich gestiegen, und immer mehr Frauen verfügen über einen tertiären Abschluss (2). Dennoch bleibt ihre Präsenz in Spitzenpositionen hinter diesem Potenzial zurück. Während Frauen auf Nicht-Kaderstufe fast gleich stark vertreten sind wie Männer, liegt ihr Anteil auf oberster Kaderstufe bei lediglich 23 %. Der Gender Intelligence Report (3) zeigt zudem, dass Frauen gerade in stark «schweizerisch» geprägten Unternehmen besonders selten in Führungsrollen anzutreffen sind.

Vor diesem Hintergrund hat das Center for Research & Methods der HWZ im Auftrag von Advance untersucht, wie Schweizer KMU mit dem Thema Gleichstellung umgehen und welche Massnahmen sie ergreifen. Dafür wurden 14 Expert:inneninterviews mit Führungspersonen aus verschiedenen Branchen, mehrheitlich aus der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, geführt.

Erkenntnisse: Wo KMU an Grenzen stossen

Die Interviews machen deutlich, dass Schweizer KMU trotz Fortschritten weiterhin mit strukturellen und kulturellen Hindernissen konfrontiert sind. Drei Themen stechen besonders hervor: traditionelle Rollenbilder und fehlende Betreuung, männlich geprägte Branchen sowie die Verankerung von Gleichstellungszielen in den Unternehmensstrukturen.

Good Practices: Wie KMU Gleichstellung fördern können

Viele KMU sehen Gleichstellung als wichtiges Anliegen und setzen bereits konkrete Massnahmen um – etwa flexible Arbeitszeitmodelle, inklusive Kommunikation oder die Förderung von Teilzeitarbeit. Um Frauen auch in Führungspositionen stärker sichtbar zu machen, braucht es weitergehende Ansätze. Als besonders relevant sehen die Interviewpartner:innen folgende Hebel: eine inklusive Führungskultur, alternative Karrierewege und eine gezielte Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität für Frauen.

Führung braucht Haltung: Inklusion als Führungsprinzip

Frauen sehen sich in KMU häufig mit der Erwartung konfrontiert, ihr Karriereinteresse aktiv und sichtbar zu zeigen. Gleichzeitig beobachten viele Führungskräfte, dass Frauen in diesem Punkt oft zurückhaltender auftreten als manche ihrer männlichen Kollegen. Für mehr Gleichstellung braucht es deshalb eine Führungskultur, die allen Menschen im Unternehmen in deren beruflichen Entwicklung mit konkreten Instrumenten chancengleich unterstützt.

Karriere neu denken: Individuelle Entwicklungspfade ermöglichen

Flache Hierarchien und kleine Teams prägen KMU – und bedeuten, dass klassische Karriereleitern mit mehreren Führungsstufen nicht immer verfügbar sind, weil nur wenige Positionen existieren und diese mitunter schon besetzt sind. Um Talente dennoch zu binden und zu entwickeln, braucht es alternative Entwicklungspfade. Entscheidend ist, dass solche Wege mit einer gleichwertigen finanziellen Anerkennung verbunden sind, sodass sie für Mitarbeitende eine echte Alternative zu traditionellen Beförderungen darstellen.

Arbeitgeberattraktivität für Frauen erhöhen

Gerade für Unternehmen in traditionell männlich geprägten Branchen liegt ein wichtiger Ansatzpunkt darin, Berufsbilder frühzeitig positiv zu besetzen. Viele KMU setzen deswegen auf Kooperationen mit Schulen und engagieren sich in Berufsverbänden. Ebenso wichtig sind Massnahmen, die den gegenseitigen Respekt und einen kooperativen Umgang untereinander fördern, anstatt eine Kultur zu begünstigen, die Einzelkämpfer:innen und Machtspiele begrüsst.

Fazit

Die Studie zeigt: Viele KMU unternehmen bereits konkrete Schritte, um Gleichstellung im Alltag zu fördern. Doch das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft. Wer Frauen gezielter entwickelt und Chancengleichheit systematisch verankert, verschafft sich nicht nur einen Wettbewerbsvorteil im Kampf um Fachkräfte – sondern leistet auch einen entscheidenden Beitrag für eine gerechtere Arbeitswelt.

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